Trends Sommer 2020
Die Corona-Krise hat die Defizite in der Digitalisierung sichtbar
gemacht. Bundespräsident Steinmeier formulierte das im Juni 2020 so: „Je länger
wir uns vorstellen, wie einsam und traurig, wie langweilig und deprimierend der
Lockdown ohne das Internet, ohne digitale Angebote gewesen wäre, umso bewusster
wird uns doch: Digital ist heute unentbehrlich!
Über Anschubprogramme werden nun von Bund, Ländern und auch
der EU Milliarden in die Digitalisierung gepumpt. Auch gesetzliche Rahmenwerke entwickelt
sich weiter. Mit dem Onlinezugangsgesetzt OZG entstand ein bundeseinheitliches
Rahmenwerk von über 700 Fachvorschriften. Das E-Government-Gesetz EGovG verpflichtet die Verwaltung sogar, jedem Bürger
den elektronischen Zugang zu den jeweiligen Diensten zu ermöglichen. Der
Anspruch auf Inklusion erzeugt auch den Ansporn, die Spaltung der Gesellschaft
zu überwinden und tatsächlich alle Bürger in die Lage zu versetzen, die Dienste
digital nutzen zu können.
Was wird aus den Milliarden? Digitale Lösungsanbieter stehen
Schlange. Die Engstelle sind jedoch die nicht ausreichend vorhandenen
technischen Experten in den Verwaltungen und Institutionen. Jetzt müssen
Zielarchitekturen entwickelt werden. Es werden viele tausend europäische
Auswahlverfahren gestartet werden. Nach der Implementierung entlang der Fachvorschriften
des OZG ist dann der dauerhafte Lösungsbetrieb sicherzustellen und die Bürger
müssen an die digitale Nutzung dieser Angebote herangeführt werden.
Die digitalen Talente hierfür werden aus den eigenen Reihen
kommen, vom hiesigen Arbeitsmarkt und von temporären Digitalexperten, den
klassischen Beratern. Als dies wird den Arbeitsmarkt in diesem Sektor auf Jahre
hinaus leerfegen. Unternehmen werden sich in dieser Situation grundsätzlich
neue Wege erschließen müssen, um ihre künftigen Bedarfe abdecken zu können. Neben
der alten Option des Imports von Arbeitskräften ermöglicht die Digitalökonomie
auch die Verlagerung der Tätigkeiten an Standorte mit vielen gutausgebildeten
Fachkräften zum Beispiel in Süd- und Osteuropa. Steuerungssysteme in Echtzeit, agile
Arbeitsmethoden und digitale Kommunikationssysteme bilden hierfür die geeignete
Basis. Gut, dass in der Corona-Krise die Bereitschaft zur Nutzung dieser Digitalwerkzeuge
deutlich gestiegen ist und in den Arbeitsalltag breit Einzug gehalten hat.
Sozial und wirtschaftlich entpuppt sich das Jahr 2020 als
ein Wechselbad der Gefühle. Nach kurzen Perioden der Stabilität kommt
unvermittelt der nächste Einschlag. Nach dem Brexit und Trump, nach Corona und den
Schließungen der Grenzen folgt Wirecard und so wird es weitergehen. Auf jede
dieser Disruptionen müssen die jeweiligen Akteure in einer zunehmend integrierten
Gesellschaft schnell Antworten finden. Die Fähigkeit zu Anpassung war für Unternehmen
noch nie so wichtig wie heute. Der durchgängige Einsatz von agilen Arbeitsmethoden
bildet das unternehmerische Organisationsgerüst. Robust, wiederholbare,
digitale Prozesse ermöglichen den störungsfreien Betrieb des Unternehmens. Flexible
und standardisierte Schnittstellen mit einem klaren Blick auf die
Handlungsoptionen in einem digitalen Ökosystem unterstützen die sofortige
Fähigkeit zur Anpassung bei einem Ausfall eines Teilnehmers in globalen
Wertschöpfungsprozessen in jeder weiteren Disruption der Märkte.
Wie sind Sie aufgestellt? Haben Sie einen Überblick Ihres digitalen
Reifegrades? Welchen Plan verfolgen Sie, damit Sie in Zeiten der globalen und
multiplen Disruptionen zu den Gewinnern gehören?