Es ist nicht lange her, dass in der Generation Facebook
Farmville auf Teufel komm raus gespielt wurde. Dann hat Facebook ein paar
Einstellungen geändert und seitdem ist es deutlich schwieriger, den Kollegen
vom Bauernhof noch wiederzufinden. Viele Nutzer sind auch vom Browser aufs
Smartphone umgestiegen und da machen andere Apps dann viel mehr Spaß als
Trecker fahren und Möhren anbauen. Marc
Pincus vom Hersteller Zygna hat da so seine Sorgen.
Farmville Traktor © Zygna
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Das Spiel selbst ist kostenlos und Zynga hat noch eine Menge weiterer Spiele im Bauchladen. Geld kommt rein, wenn
der Spieler dann digitale Hilfsgüter für die digitale Welt kauft. Ein digitaler
Traktor mit Grenzkosten Null kostet bei Zynga USD 20 – das ist doch Mal
Wertschöpfung. Der Weltmarkt für solche digitale Güter wird von McKinsey auf 5
Milliarden USD geschätzt. Damit hätte Zynga an diesem Sektor einen Marktanteil
von 20% und noch viel Luft nach oben – vorausgesetzt, die anderen Mitspieler
ließen sich verdrängen oder der Markt würde stark wachsen.
Zynga als Hersteller dieser Lösungen hat mit der schnellen
Veränderung im Nutzerberhalten deutlich zu kämpfen, wie ein Blick auf ein paar
Zahlen zeigt. Znyga erreichte im ersten
Quartal einen Umsatz von 321 Mio. USD mit einem – nennen wir das provisorischen
– Gewinn
von 47 Mio USD. Davon blieb aber nichts übrig, da 134 Mio USD an
Mitarbeiter in Form von Aktienoptionen ausgeschüttet wurde. Bei 1.300
Mitarbeitern sind das stolze 100.000 USD pro Mitarbeiter – durchschnittlich.
Einerseits wurde das Aktienprogramm jetzt auf alle Mitarbeiter ausgedehnt,
andererseits sind die Mitarbeiter über den Kurs und die Ertragskraft von Zgyna
so unzufrieden, dass viele Mitarbeiter das Unternehmen verlassen. Man fragt
sich, ob solche Modelle tatsächlich als Unternehmen betrieben werden oder nicht
eher als Casinos. Unter dem Strich darf der Aktionär mit 84 Mio USD Quartalsverlust
nach Hause gehen. Immerhin: die Anzahl der täglich aktiven Nutzer stieg auf 62
Millionen und die Anzahl der Nutzer, die wenigstens einmal im Monat aktiv ist,
stieg auf 236 Millionen. Die darunterliegende Infrastruktur skaliert also
ordentlich mit. Genutzt wird das RZ von Facebook, was aber nicht ganz billig
ist. Auch die stark steigenden Zahlungen an Facebook für die IT-Infrastruktur
und die Kommission, die an Facebook für die Nutzung der Plattform zu zahlen
ist, haben die Kosten von Zynga deutlich in die Höhe getrieben.
Auch für Zygna gilt als Bewertungsmaßstab die konservative
Formel von Benjamin Graham. Die erste Rechnung wäre einfach: ein Gewinn von 0
mal 10 ergibt einen Aktienkurs von Null und der Rest ist Goodwill mit einem
hohen Verlustrisiko. Rechnung zwei blendet die Aktienoptionen ‚einfach‘ aus.
Allerdings muss man in einer so optimistischen Rechnung auch ausblenden, dass
der Gewinn gegenüber dem Vorjahr um 38% zurückging. Mit diesen Verschönerungsmaßnahmen bliebe es bei einem
fiktiven Gewinn von 190 Mio USD im Jahr. Bei 583.862.000 Aktien ergibt sich
daraus ein Ergebnis von 32ct je Aktie. Damit beträgt der faire Wert USD 3,20
oder € 2,48. Der Kurs liegt aktuell bei € 1,80. In der Gesamtbetrachtung ist
also noch viel Luft nach unten aber nur wenig nach oben. Das 52-Wochen-Hoch lag bei € 12,00.