Hyper Smash Kommunikation 21: Ein Traktor für 20 Dollar

Mittwoch, 28. November 2012

Ein Traktor für 20 Dollar



Es ist nicht lange her, dass in der Generation Facebook Farmville auf Teufel komm raus gespielt wurde. Dann hat Facebook ein paar Einstellungen geändert und seitdem ist es deutlich schwieriger, den Kollegen vom Bauernhof noch wiederzufinden. Viele Nutzer sind auch vom Browser aufs Smartphone umgestiegen und da machen andere Apps dann viel mehr Spaß als Trecker fahren und Möhren anbauen. Marc Pincus vom Hersteller Zygna hat da so seine Sorgen.

Farmville Traktor © Zygna


Das Spiel selbst ist kostenlos und Zynga hat noch eine Menge weiterer Spiele im Bauchladen. Geld kommt rein, wenn der Spieler dann digitale Hilfsgüter für die digitale Welt kauft. Ein digitaler Traktor mit Grenzkosten Null kostet bei Zynga USD 20 – das ist doch Mal Wertschöpfung. Der Weltmarkt für solche digitale Güter wird von McKinsey auf 5 Milliarden USD geschätzt. Damit hätte Zynga an diesem Sektor einen Marktanteil von 20% und noch viel Luft nach oben – vorausgesetzt, die anderen Mitspieler ließen sich verdrängen oder der Markt würde stark wachsen.

Zynga als Hersteller dieser Lösungen hat mit der schnellen Veränderung im Nutzerberhalten deutlich zu kämpfen, wie ein Blick auf ein paar Zahlen zeigt.  Znyga erreichte im ersten Quartal einen Umsatz von 321 Mio. USD mit einem – nennen wir das provisorischen – Gewinn von 47 Mio USD. Davon blieb aber nichts übrig, da 134 Mio USD an Mitarbeiter in Form von Aktienoptionen ausgeschüttet wurde. Bei 1.300 Mitarbeitern sind das stolze 100.000 USD pro Mitarbeiter – durchschnittlich. Einerseits wurde das Aktienprogramm jetzt auf alle Mitarbeiter ausgedehnt, andererseits sind die Mitarbeiter über den Kurs und die Ertragskraft von Zgyna so unzufrieden, dass viele Mitarbeiter das Unternehmen verlassen. Man fragt sich, ob solche Modelle tatsächlich als Unternehmen betrieben werden oder nicht eher als Casinos. Unter dem Strich darf der Aktionär mit 84 Mio USD Quartalsverlust nach Hause gehen. Immerhin: die Anzahl der täglich aktiven Nutzer stieg auf 62 Millionen und die Anzahl der Nutzer, die wenigstens einmal im Monat aktiv ist, stieg auf 236 Millionen. Die darunterliegende Infrastruktur skaliert also ordentlich mit. Genutzt wird das RZ von Facebook, was aber nicht ganz billig ist. Auch die stark steigenden Zahlungen an Facebook für die IT-Infrastruktur und die Kommission, die an Facebook für die Nutzung der Plattform zu zahlen ist, haben die Kosten von Zynga deutlich in die Höhe getrieben. 

Auch für Zygna gilt als Bewertungsmaßstab die konservative Formel von Benjamin Graham. Die erste Rechnung wäre einfach: ein Gewinn von 0 mal 10 ergibt einen Aktienkurs von Null und der Rest ist Goodwill mit einem hohen Verlustrisiko. Rechnung zwei blendet die Aktienoptionen ‚einfach‘ aus. Allerdings muss man in einer so optimistischen Rechnung auch ausblenden, dass der Gewinn gegenüber dem Vorjahr um 38% zurückging. Mit diesen Verschönerungsmaßnahmen bliebe es bei einem fiktiven Gewinn von 190 Mio USD im Jahr. Bei 583.862.000 Aktien ergibt sich daraus ein Ergebnis von 32ct je Aktie. Damit beträgt der faire Wert USD 3,20 oder € 2,48. Der Kurs liegt aktuell bei € 1,80. In der Gesamtbetrachtung ist also noch viel Luft nach unten aber nur wenig nach oben. Das 52-Wochen-Hoch lag bei € 12,00.

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