Hyper Smash Kommunikation 21: Mai 2020

Sonntag, 31. Mai 2020

Coronomics - Daten und Compliance

Angetrieben auch durch die Maßnahmen des Gesetzgebers zur Bewältigung der Krise wird das Thema Daten und Compliance eine neue Bedeutung einnehmen. Bereits heute wird diskutiert über die Einführung von Pflicht-Apps für die Positionsbestimmung und Rückverfolgbarkeit von Infektionsketten. Heute noch händische Verfahren zur Bestimmung der Körpertemperatur können automatisiert werden. Die datenbestimmte Risikoreduzierung von sozialen Kontakten wird ein großes Thema werden. In China werden bereits heute bei Fahr- und Lieferdiensten die Körpertemperatur des Fahrers in Echtzeit in der App angezeigt. Da Unternehmen vom Gesetzgeber zu neuen Prozessen mit tiefgehenden Prüfauflagen in die Pflicht genommen werden, könnte sich daraus auch ein Umgang mit personenbezogenen Daten ergeben, der noch vor kurzer Zeit undenkbar war.

In vielen Unternehmen werden jetzt die traditionellen Unterschriftenläufe auf Papierdokumemten digitalisiert. Im Prinzip gab es Lösungen wie DocuSign oder Scrive schon seit Jahren, nur gemacht wurde es hierzulande meist nur selten. Bedenkenträgerei oder "das haben wir immer schon so gemacht" könnte eine Ursache gewesen sein. Es könnte sich aber auch um den Faktor Macht am Schreibtisch gehandelt haben, der durch sich stapelnde Unterschriftsmappen und natürlich um den alles entscheidenden Faktor was in welcher Reihenfolge unterschrieben wird, manifestiert hat. Ein Vergleich zu Schweden: ich bin im Handelsregister Stockholm eingetragen und wickele den gesamten Schriftverkehr mit dieser Behörde digital auf meinem Smartphone ab. Schweden ist in der gleichen EU und hat mit der GDPR/DSGVO die gleiche gesetzliche Grundlage. Datenschutz und ähnliche Argumente sind daher Scheinargumente und man muss nach den wahren Ursachen suchen, warum wir in Deutschland bei der Digitalisierung nur im Schneckentempo vorankommen.


eine kleine Artikelserie über die Große Disruption im Frühjahr 2020 (4)

Freitag, 29. Mai 2020

Fully Digital - Coronomics


Fully digital – wenn man schon ein Unternehmen führt, das eine digitale Plattform entwickelt und betreibt, so kann man auch das ganze Unternehmen virtualisieren und verzichtet auf feste Büroräume. Ich kenne einige deutsche Unternehmen, die sich gemeinsam mit allen Mitarbeitern dafür entschieden haben, eine fully digital Company zu werden, weil die Mitarbeiter das Home Office bevorzugen. Gerade in den Großstädten liegen die Vorteile auf der Hand. Es entfallen täglich 2 Stunden Pendlerzeit mit dem Auto oder der U-Bahn, der Spagat mit der Familie ist viel leichter zu bewältigen, das Leben ist weniger gestresst und im Büro arbeitet man sowieso den größten Teil der Zeit an und mit Bildschirmen. Im Gegenzug wird der teure Bürostandort abgekündigt und ein Vertrag mit einem der Shared Office Anbieter geschlossen, damit man feste Treffpunkte hat, wenn man sie braucht. Diese Entwicklung wird gravierende Auswirkungen auf unsere Arbeitskultur und auf die Immobilienmärkte haben. Die Anzahl der Praktikanten wird zurückgehen, aber auch die Passantenfrequenz im Umfeld von Bürostandorten, was eine Auswirkung auf die dortige Versorgungsinfrastruktur haben wird. Entscheidungen von großen Unternehmen wie Shopify (kein Office mehr bis 2021) oder Twitter (Home Office auf Dauer für jeden der will) gelangen in die Medien. Die vielen kleinen Entscheidungen von Unternehmen eher nicht.

eine kleine Artikelserie über die Große Disruption im Frühjahr 2020 (3)

Mittwoch, 27. Mai 2020

Coronomics, Daten und Dynamik

Durch die durchgehende Nutzung von Echtzeit-Systemen entsteht die Möglichkeit zu einer umfassenden digitalen Erfassung und Speicherung der unstrukturierten Inhalte, z.B. durch die Transkription von Videogesprächen und -vorträgen oder Chats, der automatisierten Übersetzung in andere Sprachen oder der automatisierten Zusammenfassung und Abstraktion der Inhalten durch KI. In einer weiteren Stufe können alle Besprechungen in einem Unternehmen unter Berücksichtigung von Datenschutzbestimmungen in unstrukturierten Wissensdatenbanken zusammengefasst, ausgewertet und zugänglich gemacht werden. Damit könnte das gesamt Wissen in einem Unternehmen in Echtzeit erfasst und von allen genutzt werden.

Auf die kulturellen Veränderungen ausgelöst durch den Zwang zum Home-Office sind die meisten Unternehmen und Mitarbeiter nicht ausreichend vorbereiten und unterschätzen die Dynamik des sozialen Kontexts. Einerseits geht es um die impliziten Verhaltens-Normen im Büro, die über soziale Kontrolle gesteuert werden und die im Home-Office fehlen. Andererseits ist nicht jeder in der Lage, zu Hause ein soziales Umfeld zu erzeugen, in dem er produktiv und digital arbeiten kann. Dazu gehören neben räumlichen und sozialen Aspekten auch die hohe und ständige Anforderung an die Selbstdisziplin, um sprichwörtlich bei der Stange zu bleiben. Wie sieht der richtige Mix zwischen der Zeit für Arbeit, für die Familie, für die Pausen und für die körperliche Regenerierung aus? Die neue Form des Arbeitens im Home-Office bedeutet die dauerhafte Selbständigkeit für Angestellte, Eigenorganisation, ein sicherer Umgang mit einer unüberschaubaren Vielzahl von digitalen Tools und Flexibilität in der Leistungserbringung. Aus dem alten „Kann“ wurde über Nacht das neue „Muss“. Da dies auch und natürlich in erster Linie für Chefs gilt, wird ein unzureichender Veränderungswille auf der Führungsebene das größte Defizit im künftigen Erfolg sein. Alte Statussymbole und Rituale werden ihrer Wirkung beraubt und können nicht ohne Reputationsverlust durch neue ersetzt werden.

eine kurze Artikelserie über die Große Disruption im Frühjahr 2020 (2)

Sonntag, 24. Mai 2020

Disruption oder Coronomics

Ein paar Notizen über die Auswirkung der Großen Disruption auf unsere Arbeitswelten

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Die Flexibilisierung von Arbeit wird weiter zunehmen. Wer arbeitet wann, von welchem Ort, in welchen Teams? Die gemeinsame Arbeit durch die parallele Einbindung in Echt-Zeit-Systeme (im Gegensatz zu asynchronen und fragmentieren Kommunikationsmitteln wie E-Mail) wird zur neuen Norm. Da Wertschöpfungsketten zunehmend über Unternehmensgrenzen hinaus organisiert werden, besteht der Bedarf der einfachen und sicheren Integration durch Schnittstellen (API) Management von Case-Management-Systemen.

Die Zunahme von globalen, multiplen und parallelen Disruptionen wird die Entwicklung von agilen Unternehmen begünstigen. Agile Arbeitsweisen werden in allen Bereichen der Unternehmen einschließlich der Unternehmensführung Einzug halten. Die Agilität ist durch das iterative und explorative Vorgehen in zeitlich definierten Schritten gekennzeichnet und stellt die Kollaboration in Eigenverantwortung über klassische Hierarchien und langfristige Projekte.

Auch nach einer stufenweisen Lockerung von sozialer Distanzierung wird die durchgehend digitale Kommunikation zur Grundform der Organisation der Arbeit. Der Einsatz von digitalen Echtzeit-Systemen wie Video-Konferenzen mit parallelen Chats und Case- und Projekt-Management-Systemen wird der operative Standard in Unternehmen werden, auch wenn fallweise Besprechungen in Präsenz durchgeführt werden, dann aber im digitalen Standard. Nur so ist die Durchgängigkeit der Kommunikation zu gewährleisten.

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eine kleine Artikelserie über die Große Disruption im Frühjahr 2020 (1)