Neben einer tragenden Säule im Erdgeschoß klaffte ein großes
Loch im Betonboden. Jede Menge Kabel verschwanden ins darunter gelegene
Verkaufsgeschoß. Nur die Telefonanlage fehlte noch. Ich wusste, dass der
Auftrag erst letzte Woche unterschrieben worden war. „Indeed, a store of this
size should have a telephone system. That would be a good idea“, sagte der Bauleiter.
Virign Megastore Berlin 1991, Kudamm 15
die linken beiden Schaufenster waren der Eingang
Wir befinden
uns im neuen Virgin Megastore in Berlin im Jahr 1991 und ich bin der Store
Manager auf seinem ersten Rundgang durch den neuen Laden – dem ersten in
Deutschland. Zwei Etagen, 1.500 m², Kudamm 15. Gary hat ein Mobiltelefon in
Form eines Werkzeugkoffers dabei, das er mit beiden Händen schleppen muss. Der
Hörer ist mit einem Spiralkabel mit dem Kasten verbunden. Ziemlich klobig, aber
in der Tat mobil. Ich sage, er solle die Bodenöffnung noch offenlassen, da erst
noch die Kabel für die Telefonanlage gezogen werden müssen. „Mein Sohn, morgen
betoniere ich das Loch zu – ich habe schließlich einen Plan“. Ich bestehe
darauf, dass erst die Kabel gezogen werden. Er entgegnet „Wenn Du mich
aufhalten willst, musst Du durch den ganzen Prozess im Head Office in London
laufen. Die Chance hast Du aber nur theoretisch, das wirst Du nicht schaffen“.
Ich bin verblüfft – „und dann?“. „Wie gesagt, morgen betoniere ich und wenn Du
ein Loch brauchst, dann musst Du einen Change Request stellen“. Ich war wieder
verblüfft – „und dann?“. „Na, dann bohre ich Dir daneben ein neues Loch für
Deine Telefonanlage“. So geschah es. Merke: wer ein Unternehmen lenkt, in dem
ein mechanischer Prozess wichtiger ist als die Menschen, mechanisiert die Herzen
und schaltet den gesunden Menschenverstand zuverlässig aus.