Foto Krasimir Grozev [Lizenz CC BY-SA 3.0} |
Ein Kampfflugzeug besteht aus jeder Menge unterschiedlicher
und integrierter Hardware und einer ganzen Menge an Software, die alles
zusammenhält und die Flug- und Kampffähigkeit herstellt.
Wird bei einem
Eurofighter die Steuerungssoftware abgeschaltet, fällt der Flieger im Prinzip
wie ein Stein vom Himmel. Ein wichtiges Designprinzip für dieses Jagdflugzeug
war die gewünschte aerodynamische Instabilität, da hiermit die Manövrierfähigkeit
des Flugzeuges gesteigert werden konnte.
Die Instabilität bewirkt, dass bei
Einwirkung bereits kleinster Kräfte, ausgelöst beispielsweise durch Veränderung
der Anstellwinkel der Vorflügel, der Rumpf der Maschine in einer Kurve
wegkippt. Bei dicken Fliegern mit Segelflugeigenschaften muss man dafür per
Energieeinsatz erst einmal das Trägheitsmoment der Masse überwinden und
verliert dadurch Zeit, die man in einem Dogfight gegen eine gegnerische
Maschine nicht hat. Erstaunlicherweise verhält sich der Eurofighter im besten
Sinne des Wortes AGIL, obwohl die Konzepte bereits aus den sechziger und
siebziger Jahren stammten.
Im August 1985 wurde der offizielle Startschuss
gegeben und im Juni 2003 wurde das erste seriengefertigte Modell vorgestellt. Der
Zeitraum für die Phasen „Plan“ und „Build“ von satten 18 Jahren klingt nun aber
nicht agil, sondern eher nach einem üppigen Wasserfall. Als Wasserfall
bezeichnen wir träge und strikt sequentielle Methoden der Softwareentwicklung.
Tatsächlich beträgt heute die Cycle-Time für einen Major Release für die
Eurofighter etwa 10 Jahre. Als Cycle-Time bezeichnen wir die Zeitspanne, die
zwischen der Erfassung der Kundenanforderung bis zum Einsatz der Software in
der Produktion vergeht. Diese lange Zeitspanne ist auch auf die komplexe
Abstimmung zwischen den Beteiligten zurückzuführen, die sich aus der
dezentralen Fertigung der Komponenten ergibt.
Für die Durchführung des
Einsatzes werden 40 Computer benötigt, die mit einem Glasfasernetz miteinander
verknüpft sind. Natürlich hat sich die Computertechnik auch hier in den letzten
zwanzig Jahren dramatisch weiterentwickelt und so werden heute Einsätze
geflogen, bei denen ein iPad an einer Seite an das Cockpit montiert wird und an
der anderen Seite auch ein Blackberry mitfliegt. Die Möglichkeit für neue
Einsatzoptionen ergibt sich aus den Fortschritten in der Softwareentwicklung.
Dabei gibt es aber für unterschiedliche Abnehmerländer unterschiedliche
„Branches“. Beispielswiese ist die Fähigkeit zur Bekämpfung von Bodenzielen
(„Air To Ground“ – ATG) bei den britischen Eurofightern bereits produktiv
implementiert.
Da es aus Deutschland die höchsten Anforderung (oder auch die
meisten Wünsche) gab, aber anschließend die wirtschaftlichen Mittel gestrichen
wurden, kann die Luftwaffe ihre Eurofighters heute noch nicht gegen Bodenziele
einsetzen.