Foto: privat |
Nach so viel Theorie (WoW #1 bis
WoW #4) stellte sich die Frage, wie man so viel Stoff in der Praxis umsetzt und einführt.
In meinem Fall kam der ungewollt richtige Moment an einem Freitag um 23:35 Uhr. Da
klingelte bei mir zu Hause das Telefon und wir hatten ein Problem. Neben einem
unserer Bürogebäude war ein Container mit Pappe in Brand geraten. Der Brand
konnte schnell gelöscht werden, die Auswirkungen aber waren verheerend. Die
Hitze hatte eine Scheibe gesprengt, ein Stück der Wärmedämmung der Fassade war
in Brand geraten und giftige Dämpfe waren ins Gebäude gezogen, wo sie von der
laufenden Lüftungsanlage gleichmäßig verteilt wurden.
Am Samstag Morgen war
klar, dass unser Gebäude für eine längere Zeit ausfallen würde. Doch zunächst galt
es, in Windeseile um die 300 Ersatzarbeitsplätze bereitzustellen, damit wir am
Montag wieder arbeiten konnten. Samstag Mittag gegen 12 Uhr hatten wir einen
groben Plan auf einer Flipchart und danach wurde umgesetzt. Mit einem enormen
Elan und mit der Unterstützung von sehr vielen Helfern, von denen wir manchmal vorher
noch nie wussten, dass es diese gibt, gelang im Laufe des Sonntags diese
Leistung. Niemand fragte mehr nach Prozessen, Beschlüssen, Prüfungen oder
Dokumentationen. Am Montag um 11 Uhr waren wir wieder arbeitsfähig. Das agile
Manifest in der Praxis: „das Reagieren auf Veränderungen ist uns wichtiger als
das Befolgen eines Plans“. Gleichzeitig wurde aber auch klar, dass unser
Gebäude für eine längere Zeit, Monate vielleicht, ausfallen werden würde, weil
wichtige Gebäudeinstallationen grundlegend saniert werden mussten. Schon
drängte sich die Frage auf, ob wir durch eine 1:1 Wiederherstellung die
bisherige Arbeitskultur bis ins Jahr 2025 und darüber hinaus zementieren
wollten oder ob nun nicht der Zeitpunkt für eine radikale Erneuerung gekommen
wäre. Könnten wir unseren bisher nur konzeptionell beschriebenen neuen „Way of
Working (WoW)“ in der Praxis umsetzen?
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