Hyper Smash Kommunikation 21: Wie viel Bandbreite braucht ein Mensch?

Freitag, 28. Januar 2011

Wie viel Bandbreite braucht ein Mensch?

Wie viel Bandbreite braucht ein Mensch? Eine grobe Annäherung: bekannterweise verfügt der Mensch über fünf Sinne. Die Retina im menschlichen Auge verarbeitet Informationen mit einer Bandbreite von etwa 9 mbit/s. Das Ohr oder, wenn man so will, der Audio-Input, weist eine Bandbreite von etwa 1,4 mbit/s auf. Über die Bandbreiten, die für das Tasten, Schmecken, Riechen ist weniger bekannt oder ich war zu faul zum suchen. Mit Hören und Sehen decken wir Menschen im digitalen Sinn schon eine Menge ab. Noch gibt es keine Computer, mit denen man etwas riechen kann. Zusammen macht der Informationsfluß, zu dessen Verarbeitung das viscerale Nervensystem ausgelegt ist, also etwa 11 mbit/s aus.

Foto: lizenzfrei dank acobox.com

Internetzugänge in Deutschland weisen heute Bandbreiten zwischen 1 mbit/s und 50 mbit/s aus. Letzteres gilt in ein paar erschlossenen Inseln in deutschen Großstädten, in denen sich Telekom-Kunden für das Produkt mit dem etwas schrägen Titel "Entertain" entscheiden können (DEnglisch eben - da geben sich Telekom und Bahn die Klinke in die Hand  - oder auf Englisch: "a typical misunderstanding of our wonderful language").

Theoretisch müsste als "Entertain" also ausreichen, um die vollständigen digitalen Bedürfnisse einer vierköpfigen Familie in, sagen wir einmal, Berlin-Wilmersdorf zu befriedigen, weil 4 x 11 nur 44 mbit/s ist. Das wäre die Informationsmenge, die diese 4 Menschen Kraft ihrer biologischen Ausstattung - oder sprichwörtlich ihrem Nervenkostüm - verarbeiten könnten.

In der technischen Realität gibt es aber Abweichungen:

Nach unten: viele Haushalte beziehen ihre Daten über 1 oder 2 mbit-Leitungen, falls sie überhaupt eine haben. Laut aktuellen Statistiken haben 8 Millionen Haushalte kein DSL und damit keinen breitbandigen Internet. Bitte überlegen: in der Mitte Europas haben so viele Menschen keinen Zugang zum Internet, wie in Österreich und Holland zusammen leben!

Nach oben: "Entertain" wäre also die Obergrenze an Information, die einen vierköpfige Familie überhaupt biologisch verarbeiten könnte. Tatsächlich aber konsumieren Menschen technische Medien. In der Küche läuft das Internet-Radio, am Fernseher "Entertain", das iPad auf dem Schoß, während der oder die nächste YouTube anschaut, während im anderen Fenster Daten zu Facebook hochgeladen werden und während im dritten Fenster ein fettes Software-Update heruntergeladen wird.

Die Mehrfachnutzung von Internetdiensten wird den Hunger nach Bandbreiten also in Dimensionen treiben, die wir uns heute nur schwer vorstellen können. Bei 50 mbit/s für "Entertain" ist das Ende der Fahnenstange sicher nicht erreicht.

Und siehe da: der DE-CIX sagt vorraus, daß bis zum Jahr 2015 der Internetverkehr um den Faktor 20 wachsen wird. Die rechnerisch prognostizierte jährliche Steigerung beträgt demnach stolze 110%. Und da ist noch lange nicht Schluß!


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