Hyper Smash Kommunikation 21: Sind 30.000 neue Bücher nicht ein wenig wenig?

Mittwoch, 10. Oktober 2012

Sind 30.000 neue Bücher nicht ein wenig wenig?

Deutsche Buchverlage veröffentlichen um die 100.000 neue Titel pro Jahr. Zu viel? Zu wenig? Wer soll das wohl entscheiden. Daher ein Blick auf Angebot und Nachfrage. Zunächst die Sicht des Händlers. Laut Nina Hugendubel würden 30.000 neue Titel im Jahr ökonomisch ausreichen und meint damit wahrscheinlich die Ökonomie der großflächigen stationären Buchhändler. Zudem würden 90% der Einnahmen mit 10% aller Bücher erzielt. Nach dieser Logik wäre eine Buchhandlung mit 3.000 neuen Titeln im Jahr das optimale Handelsformat. Die digitale Welt schlägt derweilen ganz andere Kapriolen. Ein bisschen Recherche bei den Händlern für englischsprachige Bücher zeigt Erstaunliches: aktuell gibt es 31 Millionen lieferbare Bücher und in den letzten 30 Tagen sind 137.405 neue Bücher erschienen. Wie konnte es dazu kommen? 

Die Antwort ist zweigeteilt: durch die Explosion des digitalen Raums ist es überhaupt erst möglich geworden, diese schier unglaubliche Masse an Büchern zu katalogisieren und den Lesern zugänglich zu machen. Zudem wird das Wirtschaftsgut Buch selbst digitalisiert. Ein Riesenwachstum entsteht durch die Digitalisierung von Büchern im Bestand. Dazu kommen enorme Zuwachsraten bei Büchern, die gezielt nur noch als e-Buch erscheinen. 

WSJ iamplify Vook screenshot, wjs.iamplify.com
Ein neues Format ist das Single (Leute aus der Musikbranche wissen sofort, was gemeint ist aber ein deutsches Wort fehlt wohl noch). Als unerschöpfliche Quelle für neue Singles lassen sich Pressemedien aller Art ausmachen. Journalistisch anspruchsvolle Pressemedien veröffentlichen regelmäßig Beiträge und Reportagen über Themen, die einen Zeitwert oberhalb des reinen Nachrichtenwerts aufweisen. Solche Artikel sind jahrzehntelang mit der Samstags- oder Sonntagszeitung am Montag ins Altpapier geflogen. Heute lassen sich solche Artikel vom gleichen Journalisten mit wenig Aufwand in eine 20 oder 50-seitige Abhandlung verlängern, die dann als e-Buch-Single für kleines Geld veröffentlicht wird. Das Recherche-Material ist ja noch vorhanden. Das Wall Street Journal zeigt in Zusammenarbeit mit dem e-Buch-Spezialisten Vook, wie das geht.

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