Hyper Smash Kommunikation 21: QQ: Soziale Medien in China

Donnerstag, 7. April 2011

QQ: Soziale Medien in China

QQ Logo (es ist älter als das Google Chrome Logo)
Durch den abrupten Start in die Neuzeit wurden die Chinesen direkt in die digitale Welt katapultiert und haben die analoge Welt davor weitgehend ausgelassen. Seit jeher messen Chinesen der Erziehung und der Wissensvermittlung einen sehr hohen Wert zu. Daher steht in den meisten Kinderzimmern auch ein PC – auch in der breiten unteren Mittelschicht. Ein zweiter Faktor für die Popularität von sozialen Medien ist die Folge der 1-Kind-Politik. Diese gilt seit 1978 (auch wenn sie kürzlich aufgeweicht wurde). Die 1-Kind-Politik wurde mit harten Maßnahmen durchgesetzt. So hat beispielsweise eine chinesische Familie nur Anrecht auf einen (1) Schulplatz. In der Folge ist in den letzten 30 Jahren eine ganze Generation von hunderten von Millionen Menschen aufgewachsen, die vor allem eins nie hatten und nie haben werden: Geschwister. Ein weiteres Element ist das Wunder der chinesischen Schriftzeichen. In ganz China gibt es mehr als 40 verschiedene Sprachen und manchmal können sich die Menschen von Dorf zu Dorf schon nicht mehr unterhalten. Aber – einmalig auf der Welt – alle Sprachen in China verwenden die gleichen Schriftzeichen, nur die Aussprache ist komplett verschieden. In Konsequenz ist ein textbasiertes soziales Medium eine fantastische Gelegenheit um Chinas Einheit und nationale Identität zu fördern. Der Marktführer in China heißt QQ, eine Internet-Plattform vom Anbieter Tencent. Im Herbst 2010 hatte QQ über 630 Millionen Teilnehmer, wovon in Spitzenzeiten jeweils über 100.000.000 (!) gleichzeitig Online sind und sich per IM austauschen. Viele junge Chinesen nutzen QQ während der Arbeitszeit, um sich unabhängig vom geregelten Unternehmens-eMail-Netz mit Kollegen und Bekannten auszutauschen. Das Wesen von QQ ist die Echtzeitkommunikation und nicht das ‚posten‘ und ‚sharen‘ wie auf Facebook. Auch Facebook ist in China gesperrt. Es ist anzunehmen, dass es der kommunistischen Regierung wesentlich leichter fällt, Zensur auszuüben, wenn diese „nur“ für Seiten mit ausschließlich chinesischen Schriftzeichen durchgeführt werden muss. QQ bietet 7 verschiedene Typen von Mitgliedschaften. Ähnlich wie die chinesischen Taxis werden diese nach Farben gestaffelt angeboten und zu unterschiedlichen Konditionen vermarktet.

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