Hyper Smash Kommunikation 21: McKinsey und der digitale Konsument

Freitag, 29. April 2011

McKinsey und der digitale Konsument

Titel des Rezensionsexemplars
"Frisch vom Drucker" hieß es früher - und heute? "Ein frischer Link" vielleicht?

Na gut: das Beratungsunternehmen McKinsey versorgt uns mit einem frischen Link zu einer Studie über das Sozialverhalten der Chinesen im Internet. Nach einer Befragung von 13.000 Onlinern segmentiert die Studie 7 Sozialprofile, die dann - etwas überdreht, aber man muß ja verkaufen - Digital Junkies, Gamers, Info-centrics, Mobile Mavens, Traditionalisten, Online Trader und Basic Users heißen.

Ein paar Höhepunkte sind nach den letzten Posts hier im Blog für den geneigten Leser nun nicht mehr ganz überraschend:
  • ein Chinese verbringt durchschnittlich 20 Minuten innerhalb einer Woche mit der Bearbeitung von emails, während der US-Amerikaner dafür 5,5 Stunden aufwendet
  • 2,7 Stunden in der Woche telefoniert ein Chinese über VoIP, während ein Amerikaner dafür 6 Stunden aufwendet
Was die Studie nicht liefert, sind Hintergrundinformationen, warum die beiden Gesellschaften ein so unterschiedliches Kommunikationsverhalten entwickelt haben.

Meine These zur Schriftform: IM ist viel kürzer und informeller. Immerhin benötigt eine e-Mail meist eine Grußformel am Anfang und am Ende, ein IM beides eher seltener. Grund 2: die IM ist flüchtig und wird nicht archiviert. Ist das Gespräch vorbei, ist vom IM nichts mehr übrig. Echtzeit ist produktiver. Grund 3: In einer stark überwachten Gesellschaft (das Fachwort der KPCh heißt "harmonisierten") dürfte das Hinterlassen von Spuren ein mächtiger Treiber bei der Entwicklung von Sozialverhalten spielen.

Und eine These zum Telefonieren: das Telefonieren in größeren Gruppen von Menschen erfordert Normen im Sozialverhalten. Amerikaner, am Flughafen zum Beispiel, telefonieren lange und leise. Chinesen telefonieren auch lange, aber meistens richtig laut. Das geht einem mächtig auf die Nerven.

IM per Tastatur oder Display ist bei der chinesischen Bevölkerungsdichte sozialverträglicher und ermöglicht zudem aufgrund der Besonderheiten der chinesischen Schriftzeichen (siehe dort) die sprachlich ungebundene Kommunikation mit weit mehr Menschen.

Inhalte zum verheißungsvollen Untertitel der Studie, "Consumer and Shopper Insights", werden aber nicht geliefert. Kein Wort zum Verhalten als "Shopper", geschweige denn "Insights". Vermutlich soll man dazu dann einen McKinsey-Berater heuern.

Die Studie gibt es nur in Englisch und man muß sich fürs Herunterladen auf der McKinsey-Seite kostenlos registrieren.

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Mit diesem Post beende ich meine kleine Serie über China, die mir viel Spaß gemacht hat. Ich hoffe Euch auch - ich habe mich auf jeden Fall über die vielen Klicks aus dem In- und Ausland gefreut.

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