Max Weber, Quelle WikiCommons |
Was Wikipedia im großen Stil kann, geht auch im kleineren
Häppchen: Menschen mit Leidenschaft für ein bestimmtes Thema tragen ihr Wissen
zu sehr spezifischen Sachverhalten auf spezialisierten Internet-Plattformen
zusammen und kommen sehr schnell zu handfesten Ergebnissen, die manchmal auch
unmittelbare politische Auswirkungen haben. Diese Formen der Zusammenarbeit
(Collaboration und „Crowdsourcing) sind zugangs- und hierachiefrei. Darin
unterschieden sie sich von den früheren Formen, als ein Expertenstatus an
Titeln oder an der Zugehörigkeit zu bestimmten Organisationen festgemacht
wurde. Digitale Experten hingegen qualifizieren sich über ihr Wissen und ihre
idealistische Kooperationsbereitschaft. In der neuen Ökonomie des Wissens kann
jeder ein Experte für jedes Thema sein – Hauptsache er kann und will einen qualifizierten
Beitrag leisten. Zwei gute Beispiele:
Am 5. Dezember 2009 platzierte die DARPA insgesamt 8 große
rote Wetterballons verteilt über die USA – eine Fläche von fast 10 Millionen
km². Dazu stiftete die DARPA einen Preis von $ 40.000 für denjenigen oder
diejenige Gruppe, die als schnellste die Position der Wetterballons in eine
Webseite der DARPA eintragen kann. Für einen Einzelnen ist die Aufgabe nicht
lösbar. Auch größere Gruppen hätten früher große Schwierigkeiten gehabt, diese
Suche zu organisieren und sich die Suchergebnisse mitzuteilen. Eine
Studentengruppe der MIT in Boston löste diese Aufgabe noch am gleichen Tag und
benötigten dafür 9 Stunden. Als Technik setzten sie Webservices für das
Crowdsourcing von Beobachter quer über die USA ein, die über virales Marketing
in sozialen Medien gefunden wurden. Das folgende Video zeigt, wie sich das virale Netz über die USA entwickelt sowie die Lokation der Ballons.
Im bekannten deutschen Beispiel „Vroni Plag“ untersuchen
digitale arbeitende Experten die Promotionen von Prominenten auf Plagiate. Die
erste Untersuchung beschäftigte sich mit Veronica Saß, der Tochter von Edmund
Stoiber – daher der Name der Seite. Seit März 2011 wurden so 26 Promotionen
gemeinschaftlich untersucht. 53 Experten untersuchten bisher über 7.000
Abschnitte von Promotionen.
Quelle: VroniPlag.de |
Das farbige Bild der inkriminierten Abschnitte
schaffte es auch bis in die Tagesschau. Bis heute wurde aufgrund der Vorarbeit
von VroniPlag acht Personen der Doktorgrad durch die jeweilige Universität
aberkannt.
Hierarchischen Unternehmen tun sich mit dem Einsatz dieser
wirkungsvollen Vorgehensweisen aber schwer. Wie schon der Soziologe Max Weber
(*1864 in Erfurt, Foto oben rechts) bemerkte, schränkt überbordende Bürokratie den
Ermessensspielraum des Individuums Zug um Zug soweit ein, dass schließlich die Initiative
des Einzelnen verloren geht und das Ganze gefährdet ist.
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