Paul Ostendoorf, Quelle: neoversum.com |
Der Futurologe Paul Ostendoorf
von der Uni Delft beschreibt die Weltwirtschaft im weiteren Verlauf des 21.
Jahrhundert als eine, die nur noch auf dem Rohstoff Wissen basiert. Der Anteil
der Beschäftigten in Produktion und Landwirtschaft wird nach seiner Prognose
auf nahe Null zurückgehen. Allerdings stammte seine Prognose aus dem Jahr vor
der Finanzkrise, als US-Manager alle noch begeisterte Outsourcer der eigenen Produktion
waren. Da waren Sichtweisen, die in ihrer Radikalität nicht nur Obama heute
bereut. Dieser bemüht sich halbherzig, die verlorenen Produktionskapazitäten wieder zurückzuholen. In der langfristigen
Entwicklung aber wird sich der Anteil der Beschäftigten im primären und
sekundären Sektor weiter verringern. Auf der anderen Seite wird die Menge an
Wissen weiter stark zunehmen, die dann im tertiären Sektor, dem
Dienstleistungssektor, angewandt wird. Ostendoof sagte eine Verdoppelung des
Wissens alle zehn Jahre voraus. Das entspricht einer kumulierten jährlichen
Zunahme von 7,2 Prozent. Nicht nur aufgrund der starken Zunahme der
eingeschriebenen Studenten (plus 203% in Asien) erscheint dieser Wert aber zu
gering. Vergleicht man dann noch das viel höhere Wachstum der Nutzerzahlen
sozialer Medien, die nahezu unbegrenzte Verfügbarkeit von Speicherplatz oder das
rasante Wachstum der weltweiten Anzahl von Servern, so orientieren sich diese Technologiekurven
eher an Moore’s Law, das nach unterschiedlichen Quellen eine Verdoppelung alle
2 Jahre prognostiziert. Der kumulierte Wachstumswert von Moore’s Law über 10
Jahre beträgt 3.200% oder 41% pro Jahr.
Ein kurzer Ausflug in die
Wachstumswerte des weltweiten Einzelhandels. In den Jahren zwischen 2000 und
2010 wuchsen die Top 10 Händler (nach Deloitte) um durchschnittlich 9,08% pro
Jahr oder 139% in 10 Jahren. Man kann sicher annehmen, dass durch die
zunehmende Globalisierung und internationale Expansion (x 2) der Händler und
durch die zunehmende Komplexität der Geschäftsmodelle wie Multi-Channel (x 2)
das Wissen im Handel sich in diesen 10 Jahren wenigsten (240% x 200% x 200%)
verfünffacht hat.
Die technischen Kapazitäten
wachsen nach dieser Betrachtung viel schneller als das aufgehäufte Wissen. Die
Speicherkapazitäten sind nahezu unbegrenzt. Viel wichtiger wird in einer
solchen Welt, das Wissen wiederzufinden, Wissenslücken aufzufüllen, das Wissen zu verdichten, anzureichern
und anzuwenden und das Wissen zu schützen.
Interessanter Beitrag!
AntwortenLöschenGestatten Sie 2 Anmerkungen:
1. nominal/real Betrachtung fehlt mMn
2. Statt von "Wissen" fände ich den Begriff "Information" passender.
(Ausgehend von der Betrachtung Zeichen -> Daten -> Information -> Wissen)
Wissen , um wieder zurückzuspringen, zu messen ist denke ich ein unheimlich komplexer Vorgang - wenn überhaupt machbar. Was ist mit Händlern wie Schlecker die ihr Schickal in der Insolvenz gefunden haben oder Praktiker die ihr Heil im rebranding suchen? Hat trotz zunehmendem Wissen der Markt sie geschlagen? Oder kann es vielleicht sein, dass der reale Wissensvorsprung der Konkurrenten (dm,rossmann / hornbach, bauhaus) einfach noch höher war? Was ist mit Händlern wie Media Markt die es schaffen ein Online Angebot " wie vor 15 Jahren" den Kunden zu präsentieren? Hat hier überhaupt ein Wissenszuwachs statt gefunden?