Bei sozialen Netzwerken ist es nicht mehr die Frage ob
sondern nur wann Unternehmen diese für ihre interne Kommunikation einsetzen. Zu
groß ist das Nutzerinteresse an großen Lösungen wie Facebook, als das keine
Veränderung der Kommunikationskultur in Unternehmen nach sich ziehen würde. Nach einer Umfrage im Economist erwarten 23% aller Top-Entscheider die größten wirtschaftlichen Umbrüche für ihr Unternehmen in den nächsten 10 Jahren durch soziale Medien.
Das Gegenstück zu Twitter in Unternehmen heißt Yammer.
Dieser Microblogging- oder Tweet-Dienst hat nach eigenen Angaben 3 Mio.
Mitglieder, was sich natürlich zwergenhaft gegen die Nutzerzahlen von Facebook ausmacht. Das Wachstum
erscheint jedoch vorprogrammiert, da Microsoft Yammer im Juni für 1,2 Mrd. $ gekauft hat. Naheliegend erscheint eine Intergration in Outlook und Sharepoint
in späteren Versionen. Yammer ist heute mandantenfähig und macht Tweets nur
Teilnehmern mit der gleichen eMail-Adresse sichtbar. Man bleibt also unter
sich.
Quad von Cisco geht noch einen Schritt weiter und empfindet
in weiten Teilen die Facebook-Lösung für Unternehmen nach. Man kann ein
persönliches Profil anlegen, sharen/teilen, Nachrichten und Anhänge versenden,
nach Personen suchen, sich mit Personen verbinden. Nützlich ist das Ganze für
das Wissensmanagement, da sich innerhalb eines Unternehmens Mitarbeiter
leichter tun sollten, ihre persönliche Expertise durch entsprechende
Meta-Information sichtbar zu machen oder durch Tweets seinem Bezugskreis
mitzuteilen, woran aktuell gearbeitet wird. Wisssen, dass sichtbar mit einer Person verknüpft ist, hat einen völlig anderen Stellenwert, als wenn eine Mail von einer anonymen Mail-Adresse (a.k.a. Newsletter) verschickt wird. Laut einer Umfrage empfinden 82% aller Nutzer die schriftliche Kundenkommunikation über klassische und digitale Medien als nicht ausreichend persönlich. Jeder von uns ist ein Mensch und möchte als solcher individuell angesprochen werden.
Aber, was stand im Capital, Ausgabe November 2011: Top-Entscheider
vermeiden soziale Netzwerke. Nur 28% der Befragten Chefs nutzen soziale Medien wie
Facebook oder Xing. Allerdings bestehen große Unterschiede nach
Parteipräferenzen. Am wenigsten nutzen Top-Entscheider, die der FDP nahe
stehen, soziale Netzwerke. Zur Ehrenrettung sei hinzugefügt, dass das für Guido
Westerwelle nicht gilt. Dann folgen Anhänger der Union und die der SPD. Mit 43%
nutzen am meisten Führungskräfte, die den Grünen nahestehen, soziale Netzwerke.
Allerdings verrät Capital nicht, wie viele Top-Entscheider Grüne sind. Nun
liegt der Rückschluss nahe: wenn Top-Entscheider soziale Netzwerke nicht
nutzen, werden sie auch kaum Entscheidungen herbeiführen, soziale Netzwerke in
Unternehmen einzuführen. Bedeutsam wird
diese Frage aber für deutsche Firmen, die stark im Ausland tätig sind. Nicht
nur anderswo in Europa (namentlich Russland) werden soziale Medien viel intensiver genutzt als in Deutschland, sondern vor allem in Nordamerika und an erster Stelle
in Asien. Deutsche Firmen laufen also am ehesten Gefahr, den globalen Trend bei der
Verschiebung der präferierten Kommunikationskanäle zu verschlafen.
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