Hyper Smash Kommunikation 21: Aufgabenplanung oder Marionetten?

Dienstag, 14. Februar 2012

Aufgabenplanung oder Marionetten?

Aus Kundensicht ist die Übereinstimmung von Marketingaussagen und Produktverfügbarkeit in einem Laden vor Ort häufig unbefriedigend. Manche Ketten, wie Lidl oder Aldi, die zweimal in der Woche ihre Non-Food-Ware tauschen, haben die Komponente Zeit ganz gut im Griff: die Ware im Prospekt findet sich in der Regel auch im Laden. Manche andere Vertriebsformen haben da schon größere Schwierigkeiten. In Baumärkten wird man gerne mit einem „Da müssten Sie mal da und dort schauen“ auf andere Abteilungen verweisen. Legendär sind die hilflos erscheinenden Aussagen von Mitarbeiter in Warenhäusern wie „wir bekommen täglich Ware aus Unna“, wenn unklar ist, wo welche Werbeware zu finden wäre. Manchmal ist die Ware dann schon abverkauft, während die Dekorationsmittel noch einer Kiste im Lager liegen, weil die Zuordnung innerhalb des Hauses nicht klappt. Dabei meinen es die Handelszentralen gut und schicken immer mehr Mails, Hausmitteilungen und Anweisungen an die Filialleiter vor Ort. Wenn der Filialleiter dann einen Tag nicht da ist, stapeln sich 200 Mails im Posteingang und die internen Informationsketten reißen ab. Alle sind frustriert – und die Kunden stimmen mit den Füßen ab, gehen zum Wettbewerb oder oder kaufen gleich online.
Nach den Vorstellungen von Reflexis oder Retail Solutions sollen „Retail Execution Systems“ den gordischen Knoten lösen. Die Aufgaben werden nicht mehr über einen Kopf als Flaschenhals in die Filiale eingesteuert, sondern vielmehr von der Zentrale direkt an einzelne Mitarbeiter beauftragt und nur an diese. Auf Deutsch würde es sich dabei um ein Aufgabenplanungs- und Aufgabenverfolgungssystem handeln.
·         1. Aufgabe: räume Ware A an Platz B
·         2. Aufgabe: erneuere Preisetikett an der Leiste
·         3. Aufgabe: befestige Dekomaterial zu A über Platz B
·         4. Aufgabe: dokumentiere die Umsetzung der Aufgabe durch hochladen eines Fotos in das Aufgabenverfolgungssystem
·         5. Erledige die Aufgaben bis 10 Uhr
In den USA und Großbritannien gibt es für solche Systeme einen stark wachsenden Markt. In zentralistischen Organisationen würde der Steuerungsanteil der Zentrale noch weiter wachsen, während sich die Rolle der Mitarbeiter auf die von ferngesteuerten Händen reduziert. Solche Systeme sind sicher das Eldorado für Unternehmen, die den Wert der Prozess-Sekunde kennen. Für Unternehmen, die ihre Stärke aus dem Unternehmertum und der Motivation ihrer Mitarbeiter beziehen, wäre das der Albtraum. Vorteil: größere Kundenzufriedenheit und höhere Produktivität. Nachteil: Demotivation durch Reduktion von Menschen zu Marionetten in einer großen Prozessmaschine. Verschiedenen Hersteller aber wären begeistert:

Das Video zeigt, wie zur Benutzung dieses Systems normale Telefone eingesetzt werden können.

http://bit.ly/yjgKMW

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