Hyper Smash Kommunikation 21: Expertise im Netzwerk – Wetterballons und Plagiate

Samstag, 21. Juli 2012

Expertise im Netzwerk – Wetterballons und Plagiate


Max Weber, Quelle WikiCommons
Was Wikipedia im großen Stil kann, geht auch im kleineren Häppchen: Menschen mit Leidenschaft für ein bestimmtes Thema tragen ihr Wissen zu sehr spezifischen Sachverhalten auf spezialisierten Internet-Plattformen zusammen und kommen sehr schnell zu handfesten Ergebnissen, die manchmal auch unmittelbare politische Auswirkungen haben. Diese Formen der Zusammenarbeit (Collaboration und „Crowdsourcing) sind zugangs- und hierachiefrei. Darin unterschieden sie sich von den früheren Formen, als ein Expertenstatus an Titeln oder an der Zugehörigkeit zu bestimmten Organisationen festgemacht wurde. Digitale Experten hingegen qualifizieren sich über ihr Wissen und ihre idealistische Kooperationsbereitschaft. In der neuen Ökonomie des Wissens kann jeder ein Experte für jedes Thema sein – Hauptsache er kann und will einen qualifizierten Beitrag leisten. Zwei gute Beispiele:

Am 5. Dezember 2009 platzierte die DARPA insgesamt 8 große rote Wetterballons verteilt über die USA – eine Fläche von fast 10 Millionen km². Dazu stiftete die DARPA einen Preis von $ 40.000 für denjenigen oder diejenige Gruppe, die als schnellste die Position der Wetterballons in eine Webseite der DARPA eintragen kann. Für einen Einzelnen ist die Aufgabe nicht lösbar. Auch größere Gruppen hätten früher große Schwierigkeiten gehabt, diese Suche zu organisieren und sich die Suchergebnisse mitzuteilen. Eine Studentengruppe der MIT in Boston löste diese Aufgabe noch am gleichen Tag und benötigten dafür 9 Stunden. Als Technik setzten sie Webservices für das Crowdsourcing von Beobachter quer über die USA ein, die über virales Marketing in sozialen Medien gefunden wurden. Das folgende Video zeigt, wie sich das virale Netz über die USA entwickelt sowie die Lokation der Ballons.



Im bekannten deutschen Beispiel „Vroni Plag“ untersuchen digitale arbeitende Experten die Promotionen von Prominenten auf Plagiate. Die erste Untersuchung beschäftigte sich mit Veronica Saß, der Tochter von Edmund Stoiber – daher der Name der Seite. Seit März 2011 wurden so 26 Promotionen gemeinschaftlich untersucht. 53 Experten untersuchten bisher über 7.000 Abschnitte von Promotionen. 

Quelle: VroniPlag.de

Das farbige Bild der inkriminierten Abschnitte schaffte es auch bis in die Tagesschau. Bis heute wurde aufgrund der Vorarbeit von VroniPlag acht Personen der Doktorgrad durch die jeweilige Universität aberkannt.

Hierarchischen Unternehmen tun sich mit dem Einsatz dieser wirkungsvollen Vorgehensweisen aber schwer. Wie schon der Soziologe Max Weber (*1864 in Erfurt, Foto oben rechts) bemerkte, schränkt überbordende Bürokratie den Ermessensspielraum des Individuums Zug um Zug soweit ein, dass schließlich die Initiative des Einzelnen verloren geht und das Ganze gefährdet ist.




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