Hyper Smash Kommunikation 21: Renaissance der Verschriftung

Montag, 9. Juli 2012

Renaissance der Verschriftung


Theodore Sturgeon (WikiCommons) 

Trotz aller neuen sozialen Medien ist die Beliebtheit von SMS ungebrochen. AT&T teilt mit, dass jeder nordamerikanischer Kunden im Durchschnitt 621 SMS pro Monat sendet. Das sind in Summe 500 Millionen am Tag oder 180 Milliarden im Jahr. Ganz spektakulär. Jetzt zur Seite treten – hier kommt Facebook: mehr als 1 Milliarde Posts pro Tag. Dazu kommen 2,7 Milliarden „Likes“ und 250 Millionen Fotos, die Tag für Tag hochgeladen werden. Facebook steht bei Alexa global auf Platz 2 im Traffic. Der wirtschaftliche Unterschied ist enorm: jede SMS kostet Geld, Facebook ist – zumindest als Service – umsonst. Twitter ist kurz davor, die SMS bei ATT zu überholen: täglich werden 175 Millionen Tweets gesendet und 11 neue Nutzer entscheiden sich pro Sekunde für Twitter – aktuell gibt es 465 Millionen Twitter-Konten. Da das Erstellen und Lesen von all diesen Nachrichten Zeit in Anspruch nimmt, sollte im Gegenzug auch die Nutzung von anderen Medien zurückgehen. Spürbar wird das bei der Telefonie. Nach einer Studie von Aspect Telecommunications ist in deutschen Call-Centern der Anteil der Telefonie als Eingangskanal neuer Aufträge in nur 3 Jahren von 80% auf 35% zurückgegangen. 50% der deutschen Kunden wollen nicht mehr telefonieren, sondern bevorzugen die schriftliche Kontaktaufnahme. Das passt ins Bild auf der Straße: man sieht mehr Menschen mit dem Smartphone vor sich herlaufen als mit dem Smartphone telefonieren. Das Schlagwort heißt „die Renaissance der Verschriftung“. Das ist natürlich irreführend: vor einer Generation waren es einige ganz wenige, deren schriftliche Nachrichten ihren kontrollierten Weg durch Redaktionsstuben und Druckereien in die Massenmedien fanden, während 99% der Bevölkerung sprichwörtlich in die Röhre schauten. Heute leben wir in einer Welt der Massenmedien der Massen, deren Mitteilungsbedürfnis förmlich explodiert. Neuen Technologien und Berufsbildern wird damit der Weg geebnet – schließlich geht nichts von diesen  Unmengen an Daten jemals verloren. Für Unternehmen geht es heute und in Zukunft um Social-Data-Mining und um die Integration der Nachrichten in den sozialen Medien in die Geschäftsprozesse. Auch die Beantwortung dieser Nachrichten muss in Schriftform erfolgen, was Automatisierungstechnologien den Weg ebnen wird. Aus der Aggregation der Informationsfluten schließlich wird neues Wissen entstehen, das wiederum neue Veränderungen hervorbringen wird. Seiner Zeit weit voraus formulierte der Science-Fiction-Schriftsteller Theodore Sturgeon sein Gesetz: "90% of everything is crap!". Bei den anderen zehn Prozent aber - da läßt sich wertvolles Wissen in großen Mengen finden!

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