Hyper Smash Kommunikation 21: Wie schnell wächst Wissen im Handel?

Freitag, 13. Juli 2012

Wie schnell wächst Wissen im Handel?


Paul Ostendoorf, Quelle: neoversum.com


Der Futurologe Paul Ostendoorf von der Uni Delft beschreibt die Weltwirtschaft im weiteren Verlauf des 21. Jahrhundert als eine, die nur noch auf dem Rohstoff Wissen basiert. Der Anteil der Beschäftigten in Produktion und Landwirtschaft wird nach seiner Prognose auf nahe Null zurückgehen. Allerdings stammte seine Prognose aus dem Jahr vor der Finanzkrise, als US-Manager alle noch begeisterte Outsourcer der eigenen Produktion waren. Da waren Sichtweisen, die in ihrer Radikalität nicht nur Obama heute bereut. Dieser bemüht sich halbherzig, die verlorenen Produktionskapazitäten  wieder zurückzuholen. In der langfristigen Entwicklung aber wird sich der Anteil der Beschäftigten im primären und sekundären Sektor weiter verringern. Auf der anderen Seite wird die Menge an Wissen weiter stark zunehmen, die dann im tertiären Sektor, dem Dienstleistungssektor, angewandt wird. Ostendoof sagte eine Verdoppelung des Wissens alle zehn Jahre voraus. Das entspricht einer kumulierten jährlichen Zunahme von 7,2 Prozent. Nicht nur aufgrund der starken Zunahme der eingeschriebenen Studenten (plus 203% in Asien) erscheint dieser Wert aber zu gering. Vergleicht man dann noch das viel höhere Wachstum der Nutzerzahlen sozialer Medien, die nahezu unbegrenzte Verfügbarkeit von Speicherplatz oder das rasante Wachstum der weltweiten Anzahl von Servern, so orientieren sich diese Technologiekurven eher an Moore’s Law, das nach unterschiedlichen Quellen eine Verdoppelung alle 2 Jahre prognostiziert. Der kumulierte Wachstumswert von Moore’s Law über 10 Jahre beträgt 3.200% oder 41% pro Jahr.

Ein kurzer Ausflug in die Wachstumswerte des weltweiten Einzelhandels. In den Jahren zwischen 2000 und 2010 wuchsen die Top 10 Händler (nach Deloitte) um durchschnittlich 9,08% pro Jahr oder 139% in 10 Jahren. Man kann sicher annehmen, dass durch die zunehmende Globalisierung und internationale Expansion (x 2) der Händler und durch die zunehmende Komplexität der Geschäftsmodelle wie Multi-Channel (x 2) das Wissen im Handel sich in diesen 10 Jahren wenigsten (240% x 200% x 200%) verfünffacht hat.
















Die technischen Kapazitäten wachsen nach dieser Betrachtung viel schneller als das aufgehäufte Wissen. Die Speicherkapazitäten sind nahezu unbegrenzt. Viel wichtiger wird in einer solchen Welt, das Wissen wiederzufinden, Wissenslücken aufzufüllen, das Wissen zu verdichten, anzureichern und anzuwenden und das Wissen zu schützen.



1 Kommentar:

  1. Interessanter Beitrag!

    Gestatten Sie 2 Anmerkungen:
    1. nominal/real Betrachtung fehlt mMn
    2. Statt von "Wissen" fände ich den Begriff "Information" passender.

    (Ausgehend von der Betrachtung Zeichen -> Daten -> Information -> Wissen)

    Wissen , um wieder zurückzuspringen, zu messen ist denke ich ein unheimlich komplexer Vorgang - wenn überhaupt machbar. Was ist mit Händlern wie Schlecker die ihr Schickal in der Insolvenz gefunden haben oder Praktiker die ihr Heil im rebranding suchen? Hat trotz zunehmendem Wissen der Markt sie geschlagen? Oder kann es vielleicht sein, dass der reale Wissensvorsprung der Konkurrenten (dm,rossmann / hornbach, bauhaus) einfach noch höher war? Was ist mit Händlern wie Media Markt die es schaffen ein Online Angebot " wie vor 15 Jahren" den Kunden zu präsentieren? Hat hier überhaupt ein Wissenszuwachs statt gefunden?

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