Darrel Rigby, Quelle: Bain.com |
Die Auswirkungen der digitalen Revolution auf den
Einzelhandel sind enorm. Aus dem stationären Geschäft des Einzelhändlers wird
ein Multichannel-Geschäft wird ein Omni-Channel-Geschäft. Zunehmend schwieriger
wird die Abgrenzung zwischen den Kanälen und die Kunden interessieren sich
dafür auch recht wenig. Kunden möchten auf allen Kanälen das gleiche Produkt,
den gleichen Preis und die gleiche Verfügbarkeit – nur die Lieferwege und die
Services unterscheiden sich. In der März-Ausgabe
des Harvard Business Managers führt Darrel Rigby im Artikel "Die Zukunft des Einkaufens" 4 Argumente an, warum
traditionelle Einzelhändler sich mit Innovationen schwer tun. Sie hätten mit
ihren frühen ecommerce-Ansätzen während der Dotcom-Phase schlechte Erfahrungen
gemacht, der digitale Handel bedroht Kalkulation und Anreizsysteme des
traditionellen Ladengeschäfts, Händler konzentrieren sich Online zu sehr auf
die spezifische Gewinnmarge und nicht auf die Ökonomie und Logik des digitalen Ökosystems
und herkömmliche Händler hätten keine großen Erfahrungen mit bahnbrechenden
Innovationen. Agiert der herkömmliche Einzelhändler tatsächlich klein-klein und wenn ja, woher kommt das?
Fred Crawford und Ryan
Matthews argumentierten bereits 2003 in ihrem bahnbrechenden Buch „Why Great
Companies Never Try to Be the Best at Everything“, dass erfolgreiche
Unternehmen stets versuchen sollten ihre bisherige Erfolgsposition ausbauen und
zu optimieren. Der Kern von Technologieunternehmen ist die permanente
Innovation und Auslese. Dazu gehört die genaue Beobachtung des Technologiesektors
und eine Unternehmenskultur, die durch Ingenieure geführt wird. Die technische
Machbarkeit ist der interne Maßstab und der
wirtschaftlicher Erfolg der externe. Erfolgreiche
Einzelhändler hingegen orientieren sich in hohem Maße an bisherigen Erfolgsstrategien und
versuchen diese weiter zu optimieren. Gleichzeitig sind sie abhängig von ihren
Infrastruktur-Entscheidungen der Vergangenheit und diese waren in erster Linie
verteilt und vorindustriell – im Fokus stand die Verfügbarkeit und nicht
die Innovation. Dazwischen agieren die Konsumenten, die in den letzten 10 Jahren
sehr viel Geld in ihre private Infrastruktur investiert haben, die in erster
Linie den Wunsch nach Mobilität und Zugang zu Informationen decken sollte. Durch
die Gewöhnung an neue Technologie wurden Verhaltensänderungen ausgelöst, die
wiederum zu Sekundärwünschen führen, die neue Investitionen in private
Infrastruktur zur Folge haben, aktuell beispielsweise e-Buch-Leser oder
Tablets. Klassische Einzelhändler laufen den Entwicklungen auf der Kundenseite
eher aus Notwendigkeit nach und sind nur selten in der Führungsposition (vergleiche Innovationen
im Handel). Fazit Darrel Rigby: „Etwa alle 50 Jahre erlebt der Einzelhandel
fundamentale Veränderungen. Mit dem Erstarken des E-Commerce und der
Digitalisierung ist es nun wieder so weit. Doch viele Handelshäuser scheuen die
Technik und sind Neuem gegenüber skeptisch. Sie drohen auf der Strecke zu
bleiben.“
Darrel Rigby ist Partner bei Bain & Co., einem
Beratungsunternehmen aus Boston, MA.