Callcenter sind in Großunternehmen der ideale Kopplungszweck
für Systeme des Wissensmanagement. Interne Callcenter arbeiten fachbezogen und
benötigen Zugriff auf große Mengen strukturierter Information. In erster Linie
zählen dazu Struktur-, Benutzer- und Prozessdokumentationen sowie Erfahrungen,
die z.B. in Form von FAQs abgelegt werden können. Externe Callcenter dagegen
arbeiten kundenbezogen und benötigen in erster Linie Zugang zu kundenbezogenen Auftragsdaten
sowie Produkt- und Serviceinformationen.
Grundsätzlich benötigen Mitarbeiter in internen Callcentern
Zugriff auf relevante Informationen. In Stufe 1 werden diese in einem Knowledge
Mangement (KM) agil zusammengefasst – d.h. der Zugriff auf Daten ist aus
verschiedenen Zugriffsperspektiven möglich. Die Vorteile liegen in einer
höheren Arbeitsproduktivität, weniger fehlgeleiteten Aufträgen, einer höheren
Erstlösungsquote, geringeren Druckkosten auch beim Empfänger und eine
schnelleren Schließung des Auftrages, wenn dieser durch mehrere Instanzen läuft. Ein Teil von KM im Helpdesk kann aber auch die Verwendungen
von fortschrittlichen Kommunikationsmethoden sein. Darunter fallen
Web-Sessions, Webinare, Chats oder Video-Konferenz-Systeme.
Shift Left |
Klug zusammengebaut kann der Zugang zu solchen Systemen auch
internen Mitarbeitern als Ersatz fürs gute alte Telefon angeboten werden. Frei
nach Maria Montessori „Hilf den Menschen es selbst zu tun“ wird damit das
Serviceaufkommen nach links, also zum Anwender geschoben. Zum „Shift Left“
Ansatz zählt auch der Zugriff auf Selbstbedienungs-Funktionen, die einen
nachgelagerten Prozess auslösen, z.B. der Reset eines Passwortes oder die
Änderung der eigenen Anschrift.
Durch die Zwischenschaltung solcher gut gebauten und gut
gepflegten Systeme lässt sich die Auftragslast in Callcentern reduzieren. Die „Renaissance
der Verschriftung“ tut ein Übriges: immer mehr Callcenter-Anfragen kommen
in Schriftform und können über Auswertungssysteme der richtigen Gruppe
zugestellt werden. Zwischenbescheide in schriftlicher Form sind heute schon
weit verbreitet.
In Stufe 2 können schriftlich ankommende Anfragen von
Software durch Zugriff auf die KM-Systeme auch automatisiert beantwortet
werden. Aufgrund der einfachen englischen Grammatik sind solche Lösungen heute
meist auf den englisch-sprachigen Raum beschränkt. Lösungen gibt es von Inquira,
die von Oracle übernommen wurden oder von Neocase, die auch spezialisierte
Lösungen für Shared Services Center von Fachabteilungen in HR oder Finanzen
anbieten.
Solche automatisiert aufbereiteten Antworten können bei
entsprechender Reifung auch Virtuellen Assitenten (VA) zugestellt werden, die diese
dann dem Kunden quasi vorlesen. Ein Einsatzszenario wäre ein einfaches Auskunftssystem
am Flughafen, dass Fragen nach dem „Wo ist?“, „Wohin?“ und „Wann“ beantworten
kann. Zur Gruppe der fortgeschrittenen Lösungen gehören auch Verfahren, um
emotional aufgebrachte Anrufen zu identifizieren und zu geschulten Fachkräften
durchzustellen. Mögliche Anbieter sind Nexidia
oder CallMiner.
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