James Gleick, Quelle: around.com |
Am Ende ist alles Information. Der Zweck der DNA ist es,
Kopien von sich selbst möglichst exakt in einer nächsten Generation abzubilden
und gleichzeitig die Informationen vorzuhalten, wie dieses Lebewesen
unausweichlich beschaffen sein wird. Geld ist nichts anderes als eine
Informationseinheit über die Besitzverhältnisse unter Menschen. Währungen
kommen und gehen, aber jeder Wechsel ist mit Transaktionskosten für die
Gesellschaft verbunden, die mitunter recht heftig ausfallen können. Das
Alphabet ist historisch gesehen das Fundament der Informationstechnologie, an
dessen ebenso vorläufigen wie flüchtigen Endpunkt irgendeine Start-Up-Lösung im
Internet steht. Der Vorläufer des Alphabets war übrigens die sumerische
Keilschrift, die sehr zum Verdruss der Archäologen keine Poesie festhielt,
sondern schnöde Kaufmannsinformationen über Getreideernten oder Kaufverträge.
Das Atom des Wissens ist das Wort und erst das Wort ermöglichte die rekursive
Logik und damit Forschung und kollektive Entwicklung. Gleichzeitig entwickelte
sich die Welt der Zahlen, die in Kombination mit der Logik des Wortes die
Mathematik ermöglichte, die im Gegenzug erst die heutigen digitalen Ökosysteme
ermöglichte. „Logik und Mathematik sind die höchste Form des Überlegens“, sagte
Kurt Gödel, der
bedeutendste Logiker des 20. Jahrhundert. In seiner Arbeit über
Informationstheorie rechnete Ralph Hartley vor (H = n
log s), dass H die Menge der Information ist, die von einer Anzahl von Symbolen
n übertragen wird, die durch die Größe des verwendeten Alphabets s bestimmt
wird. Klartext: mit chinesischen Schriftzeichen kann man eine viel größere
Menge an Information in einer bestimmten Zeit übertragen als mit dem Morse-Code.
Diese und viele weitere faszinierende Einsichten in die Grundlagen der
Informationswirtschaft bereitet James Gleick in seinem Buch „The Information: A
History, a Theory, a Flood“ auf. Er bezieht sich auf Richard Dawkins, der
darlegte, dass die Auswahl Gene begünstigt, die in der Gegenwart von anderen
Genen erfolgreich sind und spannt so den Bogen zu Collaboration und Crowd
Sourcing. In logischer Fortsetzung wird auch Information ausgedrückt als Geld sowie Information ausgedrückt als DNA den Weg ins Internet finden, sich viral
verbreiten und so die Gesellschaft verändern. Je günstiger die Information,
desto mehr wird es davon geben und die Schlacht um die Aufmerksamkeit des
menschlichen Gehirns nimmt weiter zu. So wie Benzin zu Verbrennungsmotor im Zeitalter
der Petrochemie verhält sich Information zu Wissen im Zeitalter der
Informationstechnologie. Allerdings bemerkte Fred Dretske: „Information
befindet sich nur im Kopf des Empfängers“. Klare Sache: Information, die
niemand liest, kann keinen Wert haben.
James Gleick ist Absolvent der Harvard University und führt
seine Homepage unter der ebenso hübschen wie prägnanten URL „around.com“.
Quelle: around.com |
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